Ein Flüchtlingsschicksal - Walter Benjamin in Portbou

Flüchtlinge in Frankreich 1940
Flüchtlinge in Frankreich, die vor den deutschen Truppen fliehen, Juni 1940. Quelle: Land of Memory/Bundesarchiv

Dieser Artikel kann ins Englische (English translation) und Spanische (Traducción al español) übersetzt werden. (Die automatische Übersetzung von Google ins Spanische hat leider einige sinnentstellende Fehler!)

 

Menschen fliehen aus der Auswegslosigkeit: heute und damals

 

Weltweit fliehen Millionen Menschen aus ihren Heimatländern. Niemand flieht freiwillig. Sonst würden Menschen nicht Heimatlosigkeit, Besitzlosigkeit, soziale Isolierung, Willkür und Lebensgefährdung in Kauf nehmen. Oft genug endet die Flucht mit dem Tod. Es sind unterschiedliche Gründe, die zur Flucht veranlassen: Krieg, Gewalt, Diskriminierung, Verfolgung, Umweltzerstörung, Klimawandel, Armut. Hunger, Korruption, Perspektivenlosigkeit. Ein Teil dieser Menschen sucht Schutz, Sicherheit und ausreichende Lebensgrundlagen in Europa. Doch Europa verschließt sich immer mehr dem Flüchtlingselend und versucht durch Abschließungs- und Zurückweisungspolitik die Problematik zu lösen. Dies obwohl Europa und auch Deutschland durch koloniale Vergangenheit, Politik, wirtschaftliche Ausbeutung, Waffenexporte, Klimazerstörung für Fluchtursachen mitverantwortlich sind und sich zu weitreichenden Menschenrechts- und Flüchtlingsabkommen bekennen. (Es gibt andere, vernünftige und humane Gesichtspunkte und Vorschläge zur Migrantenfrage als die populistischen Schlagworte, mit denen rechts-konservative und ultrarechte Parteien auf Wählerfang gehen.)

 

Sie flohen als die Nazis an die Macht kamen

 

Deutschland ist eines der wenigen Länder, in denen das Asylrecht Verfassungsrang hat. Es scheint, dass diejenigen, die die Grenzen vor Asyl- und Schutzsuchenden schließen wollen, vergessen haben oder es nicht wissen wollen, was zur Aufnahme des Asyrechts in das Grundgesetz geführt hat.

 

Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten waren deutsche Staatsbürger jüdischen Glaubens, andere Minderheiten, politisch anders Orientierte, unliebsame Ausländer, Künstler und Schriftsteller, die nicht der Nazi-Kunstdoktrin entsprachen, der Rechtlosigkeit und Willkür ausgeliefert. Die Staatsbürgerschaft konnte ihnen entzogen werden, sie verloren Wohnung und Besitz, Berufstätigkeit wurde ihnen untersagt. Sie lebten in der ständigen Gefahr, ins Gefängnis zu kommen, gefoltert, umgebracht oder deportiert zu werden. Viele wurden in Konzentrationslager eingeliefert, wo sie unter elenden Verhältnissen Zwangsarbeit leisten mussten und schließlich ermordet wurden.

 

Wer die Gefahr rechtzeitig erkannte und dies konnte, floh ins Ausland.

 

Fluchtland Frankreich - vom großzügigen zum "unholden Frankreich"

 

Rainer Ehrt Café des Exilés
Der Maler und Grafiker Rainer Ehrt (*1960) versammelt in seinem Bild Schriftsteller, die vor den Nazis flohen, meist nach Frankreich. In der Mitte Walter Benjamin. Über ihm die Zeichnung von Klee: Engel der Geschichte. Quelle: kuenste-im-exil.de

Ein großer Teil der deutschen Intelligenz emigrierte, Weltberühmtheit, auch der Nobelpreis, wie im Falle von Thomas Mann, schützte nicht vor dem Zugriff der Gestapo. Vor allem in Frankreich, dem klassischen Land der Menschenrechte, in Paris und Orten in Südfrankreich wurde Zuflucht gesucht. Zunächst hielt Frankreich für Exilanten seine Grenzen offen und sie konnten dort weitgehend unbehelligt leben, obwohl nur ein kleiner Teil eine offizielle Aufenthalts- und Arbeitgenehmigung besaß und ihre wirtschaftliche Lage meist schwierig war. Schriftsteller wie Heinrich Mann, Lion Feuchtwanger, Franz Werfel, Hannah Arendt, Anna Seghers und Künstler wie Max Ernst entfalteten untereinander und mit französischen Kollegen ein reges intellektuelles Leben.

 

Mit der Zeit verschlechterte sich die Lage der Emigranten. Vor Kriegsausbruch, unter dem Eindruck vermehrter Fluchtbewegungen (spanische Republikaner)  wirtschaftlicher Schwierigkeiten, auf Grund der Furcht vor feindlicher Infiltration und befeuert durch rechte Agitation, schlug die Stimmung in Regierungskreisen, der Presse und der breiten Öffentlichkeit in Feindschaft um. Aus dem großzügigen wurde das „unholde Frankreich“ (Lion Feuchtwanger). Illegale und unerwünschte Ausländer wurden in Lagern wie Gurs interniert, die zunächst für vor den Franco-Truppen geflohene spanische Republikaner eingerichtet worden waren. Dort wurden die Flüchtlinge unter menschenunwürdigen Verhältnissen zusammengepfercht, eine „Lösung“ der Problematik des Migrantenzustroms, die auch heute wieder Befürworter unter konservativ-rechten Regierungen und im (ultra-)rechten Milieu findet.

 

Vollends verschärfte sich die Lage der Emigranten, als Deutschland 1940 Teile Frankreichs, Belgien, die Niederlande und Luxemburg besetzte. Acht bis zehn Millionen Menschen flohen vor den anrückenden deutschen Truppen, der SS und der Gestapo. Nun mussten die sich im besetzten Teil Frankreichs aufhaltenden Emigranten wieder alles zurücklassen, Wohnung, Besitz, Freunde, Tätigkeiten. Vor allem Marseille wurde der Zufluchtsort vieler. Aber die Flucht in den unbesetzten Teil Frankreichs nützte nicht viel, da die in Vichy amtierende Regierun mit den Nazis kollaborierte. Auch hier wuchs die Gefahr für die Exilierten, vor allem für jüdische Menschen, an die Gestapo ausgeliefert zu werden und in den Konzentrationslagern zu enden.

 

Durch Bemühungen von Hilfsorganisationen und ihren Unterstützern im Lande und im Ausland gelang es einem Teil der Bedrohten über die zwar faschistisch bzw. autoritär regierten, aber kriegsneutralen Länder Spanien und Portugal nach Gibraltar oder Lissabon zu gelangen und dort Europa in Richtung Großbritannien und Übersee zu verlassen.

 

Der schwierige Weg nach Spanien

 

Die Flucht nach Spanien erfolgte über offizielle oder wenig kontrollierte Bergrouten.

 

Dieser Weg war mit vielen bürokratischen Hindernissen, Unwägsamkeiten und Gefahren verbunden. Wollte man legal nach Spanien ausreisen, wurden das französische Ausreisevisum sowie das portugiesische Transitvisum benötigt. Dieses erhielt man nur, wenn man das Einreisevisum eines Ziellandes und auch ein Schiffs- oder Flugticket dorthin vorweisen konnte. Das Problem für einen großen Teil der Flüchtlinge bestand darin, dass sie eines dieser erforderlichen Dokumente nicht erbringen konnten oder dass es abgelaufen war und  sie daher Spanien illegal betreten mussten. Wurden sie bei einer Kontrolle erwischt und konnten sich durch Bestechung oder Großzügigkeit der Beamten nicht retten, so wurden sie nach Frankreich zurückgeschickt oder auch in Gefängnissen und später in Internierungslagern festgehalten. Eine gewisse Gefährdung für die Transit-Reisenden, die zur Auslieferung an die Gestapo führen konnte, bildeten getarnte Agenten des deutschen Staatssicherheitsdienstes, die mit spanischen Behörden kollaborierten.  

 

Nach der Besetzung auch des Vichy-regierten Teils Frankreichs durch deutsche Truppen 1942 wurden die Grenzen von beiden Seiten abgeriegelt und es gab nur noch die illegale Transit-Möglichkeit über Spanien.

 

Es gibt genügend authentische und gut recherchierte Literatur über das Elend geflüchteter Deutscher, z. B. die Bücher von Uwe Wittstock „Februar 33“ und „Marseille 1940“.

 

Die Gegner des Asyrechts täten gut daran, zur Kenntnis zu nehmen, wie es verfolgten deutschen Staatbürgern erging, die dieses Recht nicht in Anspruch nehmen konnten. Mir ist es unverständlich, dass europäische in Freiheit und unter den Vorteilen demokratischer Verhältnisse lebende Bürger heute wieder Parteien wählen, in der Neo-Nazis und Faschisten führende Stellungen inne haben, die in der Migrantenfrage und auch sonst mehr oder weniger offen erklären, auf totalitäre, nazistische und faschistische Methoden zurückgreifen zu wollen.

 

Einer von vielen: Walter Benjamin

Walter Benjamin
Walter Benjamin. Quelle: AKG-IMAGES/IMAGNO

Einer, der die Flucht aus Deutschland, die Emigration in Frankreich und den Versuch über Spanien zu entkommen von Anfang bis zum bitteren Ende durchlebte, war der Schriftsteller und Philosoph Walter Benjamin. Durch die geistige Bedeutung seiner Schriften und seinen tragischen Tod in Port Bou hat er Berühmtheit erlangt. Heute beschäftigt man sich in aller Welt mit seinem Werk und Leben. Sein Andenken wird in Portbou gepflegt und ist somit auch ein Stück deutsch-katalanisch-spanischer Beziehungen. Sein Schicksal wurde auf Grund seiner Berühmtheit bekannt, aber er steht auch exemplarisch für das Schicksal vieler Unbekannter, deren Spuren sich verloren haben.

 

Grenzstation Portbou - heute freie Durchfahrt, damals nicht leicht zu passieren

 

Grenzhäuschen am Cll dels Belitres
Verlassene Grenzhäuschen am Coll dels Belitres. Quelle: wikipedia.org, C. Marcheux
Bahnhof Portbou
Der spanische Grenzbahnhof Portbou, Quelle: Costa Brava Pirineo de Girona
Bahnhof Portbou
Die Bahnsteige des Bahnhofs von Portbou

Ich habe mich im Rahmen meiner „Kulturspaziergänge“ mehrfach auf die Suche nach den Spuren Benjamins in dem spanisch-katalanischen Grenzort Portbou gemacht.

 

Wollte man in Franco-Zeiten mit dem Pkw von Frankreich zur Costa Brava kommen, musste man über die Grenzstation am Coll dels Belitres oberhalb von Portbou einreisen, da es die Autobahn A-7, die bei Jonquera über die Grenze führt, noch nicht gab. Die Pässe wurden von der Guardia Civil kontrolliert und das Auto auf Schmuggelware untersucht. Spanien war ja noch nicht dem Schengen-Raum beigetreten und so gab es den Vorteil der Freizügigkeit an den Grenzen nicht (einen Vorteil, den nationalistische Parteien heute wieder abschaffen wollen). Auch sonst merkte man an der allgegenwärtigen Präsenz der Guardia Civil, dass man in einer Diktatur angekommen war.

 

Auch die Bahnreisenden, die von Frankreich kommend  in den riesigen Bahnhof  von Port Bou einliefen, wurden argwöhnisch kontrolliert. Hier endeten die internationalen Züge. Man musste dann in Züge umsteigen, die auf der iberischen Spurbreite weiterfuhren, die sich von der schmäleren internationalen unterscheidet.

 

Heute ist die Grenzstation am Coll dels Belitres geschlossen. Der Übergang ist wenig frequentiert und wir können ihn passieren ohne anzuhalten. Mit der Inbetriebnahme der anderweitig, bei Jonquera, verlaufenden Hoch-Geschwindigkeitsstrecke hat Port Bou auch seine einstige Bedeutung  als Bahnstation verloren. Es halten hier nur Regionalzüge in Richtung des französischen Cerbère oder nach Barcelona. Natürlich werden die Reisenden auch nicht mehr kontrolliert. Nur noch große Lagerstättern, hohe Häuser, Kasernen und der Bahnhof künden von Zeiten, in denen der Ort große Bedeutung als Grenzübergang für Güter und Reisende hatte.

 

Wenn man nicht gerade in der Touristenzeit kommt, macht Port Bou heutzutage einen verlassenen Eindruck. Es sind vor allem Einheimische und diese meist ältere Menschen, die man antrifft. Der düstere Eindruck wird durch die schroffen Berghänge der Alberes-Kette verstärkt, die den Ort umgeben, obwohl sich auch malerische Ausblicke auf das Meer hin öffnen. Und wenn man Pech hat, weht gerade die Tramuntana, der Nordwind, der hier so heftig wehen kann, dass er sogar Güterwagen der Eisenbahn umgeworfen haben soll. Aber wir haben die Einwohner als freundlich und hilfsbereit erlebt. Auch die Bemühung um das Andenken schrecklicher Vorgänge der Vergangenheit, die schöne Gestaltung der Uferzone, einige bemerkenswerte historische Gebäude, der renovierte, 1929 mit einer Glas-Metall-Konstruktion überdachte Bahnhof und die sehenswerte, über dem Ort thronende, Kirche versöhnen mit dem Eindruck des Verfalls. 

 

Portbou
Blick über Portbou

Eines der schönen Häuser aus der Glanzzeit Portbous - das Centre Civic, darin ein kleines Benjamin-Museum. Weniger schön die verlassenen Kaserne aus den Franco-Zeiten

 

Portbou - ein Schicksals- und Fluchtort

Vor den Franco-Truppen flüchtende Zivilisten und Soldaten stauen sich Februar 1939 am Coll dels Belitres. Quelle: planetadunia.com/Retirada
Vor den Franco-Truppen flüchtende Zivilisten und Soldaten stauen sich Februar 1939 am Coll dels Belitres. Quelle: planetadunia.com/Retirada

Hier spielten sich dramatische Szenen und Tragödien ab.

 

1939, am Ende des Spanischen Bürgerkrieges, fluteten lange Schlangen von Lastwagen mit republikanischen Soldaten und Scharen von Zivilisten durch Portbou und über die Grenze. Sie waren auf der Flucht vor der siegreichen Franco-Armee.

 

In Frankreich fanden die Flüchtlinge keine gute Aufnahme. Als unerwünschte Ausländer wurden sie Lagern unter elenden Bedingungen zusammengepfercht. Ein Netz von solchen Lagern überzog den Süden Frankreichs. Von dem mit den Nazis kollaborierenden Vichy-Regime wurde ein Teil der Flüchtlinge in deutsche Konzentrationslager weitergereicht,  ein anderer Teil ins Franco-Spanien ausgeliefert. In beiden Fällen stand meist am Ende der Tod.

(Wer sich für für diese Vorgänge interessiert, sollte das hervorragend gestaltete „Museu Memorial del Exilio“ in Jonquera besuchen!)

 

Nach heftigen Bombardierungen wurde das in Trümmern liegende Portbou von den Franco-Truppen genommen und Franco- Anhänger besetzten die Schlüsselstellungen der Gemeinde. Eine Atmosphäre von Unterdrückung, Misstrauen und Verrat bestimmte die Atmosphäre. Auch die Gestapo unterhielt ein Büro im Ort.

 

In diesem düsteren Portbou kamen die Flüchtlingen aus der anderen Richtung an, die vor anderen faschistischen Truppen geflohen waren. Auch unter ihnen - die teilweise aus den Lagern kamen, in denen die spanischen Republikaner festgehalten wurden - spielten sich dramatische Szenen und Tragödien ab. Alle näherten sich mit Ängsten und Besorgnis der französischen und spanischen Grenze. Werden sie die Grenzen passieren dürfen? Wenn sie das Glück hatten, alle für den Grenzübertritt nötigen Papiere bei sich zu haben, konnten sie die französische Grenze in Cerbére passieren, erhielten in Portbou meist den Einreisestempel und durften weiterreisen. Erregten sie Verdacht, fehlte etwas, oder entdeckte man, dass ihre Dokumente gefälscht waren, dann wurden sie zurück geschickt oder mit ungewissem Ausgang festgehalten.

 

Auch diejenigen, die wie Walter Benjamin – der kein Ausreisevisum aus Frankreich besaß - über versteckte Bergwege nach Port Bou kamen, mussten sich bei der Guardia Civil melden und erwarteten mit Bangen die Entscheidung über ihr weiteres Schicksal.

 

Der Werdegang Walter Benjamins und seine Werke

 

Oben; Walter Benjamin als Kind (rechts) im Kreise seiner Familie. Quelle; wikipedia.org. Unten: Auf dem Einband einer USA-Ausgabe (2006) seines Buches: Berliner Kindheit um 1900.

 

Das tragische und in manchem ungeklärt erscheinende Ende Benjamins in Portbou ruft oft mehr Interesse hervor als sein gesamter Lebenslauf und das damit eng verknüpftes schriftstellerisches Werk. Das wird ihm nicht gerecht und  deshalb soll hier sein Werdegang und Werk in Umrissen nachgezeichnet werden.

 

Walter Benedix Schönflies Benjamin wurde 1892 als Kind eines wohlhabenden großbürgerlichen jüdischen Ehepaars in Berlin geboren. (Die Mutter war eine geborene „Schönflies“.) Die Eltern gehörten dem assimilierten Judentum an. Eindrücke seiner Kindheit beschreibt Benjamin in seinem Werk „Berliner Kindheit um Neunzehnhundert“ (ab 1931/32).

 

Benjamin ist tief in der deutschen und europäischen Geisteswelt verankert. Er studiert Philosophie und Germanistik und promoviert mit einer Arbeit  „Der  Begriff der Kunstkritik in der deutschen Romantik“ (1919). Literatur und Kunst sind für ihn das Medium, in dem sich gesellschaftliche Entwicklungen und die Zeit ausdrücken. Artikel,  Aufsätze und Abhandlungen über Literatur und Kunst nehmen einen großen Raum in seinem Werk ein. Berühmt und wegweisend ist seine Abhandlung  „Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit“ (1936).

 

Er übersetzt auch französische Autoren (Proust, Baudelaire) und stellt sehr eigenwillige sprachphilosophische  Überlegungen über die Aufgabe des Übersetzers“ an (in:Charles Baudelaire, Tableaux parisiens, deutsche Übertragung mit einem Vorwort über die Aufgabe des Übersetzers“, 1923). Das Nachdenken über die Sprache ist für Benjamin zentral. Nach ihm ist die Sprache „das geistige Wesen des Menschen“. Nur der Mensch hat  - oder besser – ist Sprache. In der Sprache teilt der Mensch sein eigenes Wesen mit, in der Kommunikation mit anderen, aber auch indem er die Dinge benennt, die sich wiederum in der Sprache ihm mitteilen.

 

„Sich selbst aussprechen und alles andere ansprechen, ist dasselbe“. So kommen  Dinge und Geschehnisse zur Sprache. In der Benennung der Dinge und Wesen durch den Menschen, der Namensgebung, vollendet sich die Schöpfung undim Namen teilt das geistige Wesen des Menschen sich Gott mit“. Die Sprache verbindet mit Gott. ( „Über Sprache überhaupt und über die Sprache des Menschen“ 1916)

 

Das kann man als Schlüssel für das schriftstellerische Arbeiten des „Sprachmagiers“ Benjamin sehen. (Theodor W. Adorno bezeichnete ihn als „Magier“).

 

Benjamin war kein orthodoxer Jude, aber er verleugnet sein jüdisches Erbe nicht. Zeitweilig stand er dem Zionismus nahe, also der jüdischen Bewegung, die in Palästina eine staatliche Heimstatt für das verfolgte Judentum suchte. Am Ende seines Lebens spielt für ihn der jüdische Messianismus eine Rolle, die Hoffnung auf das Ende und die Vollendung der Geschichte durch den Messias (Thesen „Über den Begriff der Geschichte“ 1939/40).

 

Benjamin wendet sich gegen ein Verständnis der Geschichte, die sie als Kontinuum und Fortschritt betrachtet. Für ihn gilt es, das „Kontinuum der Geschichte aufzusprengen“ und die messianischen Momente in ihr aufzuspüren. Ihm geht es darum, im  „Eingedenken“  dieser Momente Vergessenes, Unterdrücktes, Gescheitertes, in dem sich der Einbruch des Messianischen in die Zeit zeigte, zu retten und so Hoffnung für die Gegenwart zu entbinden.

 

Früh zeigt sich die schriftstellerische Begabung Benjamins. Bereits als Schüler und Student wird er publizistisch tätig. Er ist ein Literat par excellence, ein Mensch, dessen Lebenssinn Denken, kritische Wahrnehmung und Schreiben, aber auch das Gespräch, sind. Nach dem gescheiterten Versuch, die akademische Laufbahn einzuschlagen (1925), bleibt er freier Schriftsteller mit sehr ungesicherten und beschränkten Einkünften.

 

Er lernte eine Vielzahl von Philosophen, Wissenschaftlern, Schriftstellern, Künstlern seiner Zeit kennen, stand mit ihnen im Austausch und Briefwechsel. Befreundet war er u.a. mit dem jüdischen Religionswissenschaftler Gerhard (Gershom) Sholem (der in „Walter Benjamin, Geschichte einer Freundschaft“ auf diese Beziehung zurückblickt), dem Philosophen Ernst Bloch, den Sozialphilosophen Max Horkheimer und Theodor Wiesengrund  Adorno, dem Dichter Bertolt Brecht, der Politikphilosophin Hannah Arendt (sie setzte ihm in ihrem Buch „ Menschen in finsteren Zeiten“ ein literarisches Denkmal).

 

Die Beziehungen zu Freunden waren spannungsvoll, aber auch produktiv für beide Seiten. Benjamin hatte eine Begabung für Freundschaften, doch auch eine Neigung zum Eigenbrötlerischen. Bertolt Brecht blickt in einem Nachruf-Gedicht „Erinnerung an Walter Benjamin“ auf seine Gespräche mit Benjamin zurück und nennt ihn „den Widersprechenden“. Dies drückt den kritischen, nachfragenden Umgang mit Freunden aus, aber auch eine grundsätzliche Haltung zu Dingen und Geschehnissen.

 

Die Aufzählung der Namen seiner Freunde zeigt, dass Benjamin dem linken Spektrum der Intellektuellen der zwanziger/dreißiger Jahre des 20. Jh. angehört. Schon als Student zeigt sich das politisch-soziale Interesse Benjamins in seinem hochschulpolitischem Engagement, das er im Geist der damaligen Jugendbewegung ausübte. Enttäuscht zog er sich aber davon zurück, als der erste Weltkrieg ausbrach und seine Lehrer und Mitstudenten dem Kriegstaumel erlagen.

 

In den zwanziger Jahren beschäftigt er sich mit dem Marxismus, dessen dialektische und historisch-materialistische Methode er fortan in freier Weise handhabt. Zeitweilig steht er dem russischen Kommunismus nahe. Doch der Hitler-Stalinpakt (1939) desillusioniert ihn. Abgesehen davon teilt er den Fortschrittsglauben des Marxismus nicht. Der „Traum von einer besseren, humanen Welt“ verbindet ihn mit seinen marxistischen Freunden, aber für ihn blickt der Engel der Geschichte auf eine einzige Katastrophe und unablässig wachsende Trümmerhaufen zurück. („Über den Begriff der Geschichte“, IX. These – Die Figur des Angelus Novus, des neuen Engels der Geschichte, geht auf ein Bild Paul Klees zurück, das  Benjamin besaß.  Benjamin fand sich selbst in dieser Symbolfigur wieder.

Paul Klee, Angelus Novus, 1920. Benjamin erwarb es 1921. Nach langem Irrweg befindet es sich heute im Israel-Museum in Jerusalem. Quelle: wikipedia.org
Paul Klee, Angelus Novus, 1920. Benjamin erwarb es 1921. Nach langem Irrweg befindet es sich heute im Israel-Museum in Jerusalem. Quelle: wikipedia.org

Es versteht sich bei Benjamins Person und Haltung von selbst, dass er den Nationalsozialismus früh durchschaut und vorhersieht, dass er Barbarei und Krieg heraufführt, ebenso wie er weiß, was er als Jude und linker Intellektueller von ihm zu erwarten hat.

 

Doch trotz Parteinahmen und vielfältigen Beziehungen lässt sich Benjamin keiner politisch-sozialen oder geistigen Gruppierung zuordnen. Er lebt und denkt sozusagen „auf der Grenze“ zwischen den Fronten seiner Zeit. Andererseits ist er eine grenzüberschreitende Persönlichkeit, europäisch, multikulturell, interdisziplinär orientiert. Letztlich bleibt er auf diese Weise ein Einsamer.

 

Dies gilt auch für seine Beziehung zu Frauen. 1917 heiratet er die jüdische Journalistin Dora Sophie Kellner, mit der er einen Sohn hat. 1930 wird die Ehe geschieden, nicht zuletzt wegen seiner Beziehung zu der lettisch-russischen Regisseurin und Kommunistin Asja Lacis. Aber auch diese Verbindung scheitert.

 

Einbahnstraße, eines der frühen Bücher Benjamins (1927), eine 82-seitige Sammlung von Aphorismen und kurzen Texten mit Reflexionen zu Alltagsstichworten. Das Buch ist Asja Lacis gewidmet, die als Inginieurin beim Autor die Einbahnstrasse durchbrochen habe. Quelle; wikipedia.org.

Ein Zitat aus diem Buch:

"Glücklich sein heißt ohne Schrecken seiner selbst innewerden können."

 

Auch literarisch lässt sich Benjamin nicht festlegen.  Er verwendet eine Vielzahl von Formen, vom Zeitungsartikel über den Aufsatz (Essay), die Abhandlung, die Erzählung, den Aphorismus, die Sammlung (Anthologie) bis hin zum Hörspiel und Kriminalstück. Oft vermischt er sie in einem Werk (Montagetechnik). Seine Themen sind vielfältig. Benjamin schreibt von Anlass zu Anlass, entsprechend seinem persönlichen Werdegang, den Herausforderungen der Zeitentwicklungen und den Anforderungen seiner Auftraggeber. Im Mittelpunkt seines Interesses stehen die jeweilige Lebenswelt, die Erscheinungen des Alltags. Durch kritische  und einfühlende Betrachtung will er die gesellschaftlich-historischen und kollektiv-psychischen Triebkräfte und Motive unter der Oberfläche der Phänomene sichtbar machen und auch dem Leser die Augen dafür öffnen. Seine Darstellung hat oft splitterhaften, provokanten und subjektiven Charakter. Benjamin hat kein „System“. Das ist seine Art des Philosophierens. Bei diesen vielen Aspekten seines Werkes verwundert es nicht, dass die Literatur über Benjamin oft zu sehr unterschiedlichen Aussagen kommt und er ein umstrittener Autor ist.

 

Ein Beispiel seiner Arbeitsweise ist sein wohl bedeutendstes Werk – er sah es selbst so -, das Passagen-Werk (ab 1934). Es liegt nur in vielen Bruchstücken vor und wurde zu Lebzeiten Benjamins nicht veröffentlicht. Benjamin geht von den Pariser „Passagen“ aus, jenen überdachten Einkaufsgängen, die Anfang des  19. Jahrhunderts errichtet wurden. (Benjamin hatte eine persönliche Beziehung zu diesen Orten des Durchgangs, des Flanierens, die ihm, dem Heimatlosen, dem Vielreisenden, entsprachen.) Ausgehend von diesen „allegorischen“ Orten, die für ihn den Beginn der modernen Warenwirtschaft und ein neues Lebensgefühl bezeichnen, entwirft er  montageartig und mit unterschiedlichsten Elementen – dies erinnert  an den Surrealismus - ein Panorama des 19. Jahrhunderts. Er stellt dabei Schilderungen und Reflexionen über  Wirtschaftsgeschichte, Architektur, Kunst, Dichtung und Erscheinungen des Alltags zusammen (Reklame, Mode, Fotographie, Inneneinrichtung u.a.). Es geht ihm um eine „Urgeschichte der Moderne“ und somit auch um Grundkräfte, die die Gegenwart bestimmen. Schlüsselbegriff ist der „Fetisch Ware“, dessen „Inthronisierung“ die Erscheinungen des modernen Lebens samt ihren „Phantasmagorien“(Illusionen, Kollektivträume, Mythen,  Scheinwelten, z.B. in der Unterhaltungsindustrie) hervorruft. Benjamin möchte die „Unwirklichkeit“ dieser „Wirklichkeiten“ enthüllen.

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Ein langer Fluchtweg

 

Eines der begehrten Ausreisevisa aus Frankreich (1941). Quelle: Walter Benjamins´s Death, www.historia-viva.nett
Eines der begehrten Ausreisevisa aus Frankreich (1941). Quelle: Walter Benjamins´s Death, www.historia-viva.nett

1933 geht Benjamin ins Exil, zuerst nach Ibiza, dann nach Paris, unterbrochen von anderweitigen Aufenthalten. 1939 wird ihm die deutsche Staatsbürgerschaft entzogen und er wird staatenlos.  Er durchleidet die Unsicherheiten des Flüchtlingsdaseins, lebt in materieller Not, auch wenn Freunde ihn immer wieder unterstützen. Das „Institut für Sozialforschung“ unter Horkheimer (Frankfurt, dann Genf, New York) gewährt ihm für seine Mitarbeit an der „Zeitschrift für Sozialforschung“ regelmäßige Zuwendungen. Nach dem Krieg wird dann auch die Wiederentdeckung Benjamins stark von der „Frankfurter (soziologischen) Schule“ um Horkheimer und Adorno ausgehen, die ihn freilich in ihrem Sinne vereinnahmen.

 

Nach langem Zögern und zeitweiliger Lager-Internierung durch die Franzosen (im Arbeitslager Vernuche/Nevers, wo er Hans Fittko kennenlernte, den Mann seiner späteren Fluchhelferin Lisa Fittko), entschließt sich Benjamin in die USA zu emigrieren. 1940 erhält er durch die Vermittlung Horkheimers  in Marseille ein Einreisevisum. Inzwischen hatte die französische Regierung einen Waffenstillstand mit Deutschland abgeschlossen, und sich verpflichtet, Emigranten nach Deutschland auszuweisen und ihnen keine Ausreisevisen mehr zu erteilen. Angesichts der unmittelbaren Bedrohung versucht Benjamin nach Spanien zu fliehen, um von dort nach Lissabon zu gelangen, wo er nach den USA übersetzen will.

 

Ein Tod an der Grenze

 

Das, was man über die Geschehnisse in den letzten Tagen Benjamins weiß, beruht auf umstrittenen und nicht immer sicheren Zeugnissen. Die wesentlichen Dokumente sind:

 

 

            -  ein kurzer Abschiedsbrief an Theodor W. Adorno, den Benjamin seiner Begleiterin Henny Gurland am Todestag übergab und der von ihr rekonstruiert überbracht wurde.

 

           - ein Brief vom 11. Oktober 1940 über die Ereignisse um den Tod Benjamins, den Henny Gurland an ihren Cousin Arkadij Gurland, einen Mitarbeiter Max Horkheimers, sandte. Er gelangte in Kopie an Gershom Scholem, der ihn in seinem Buch „Walter Benjamin, die Geschichte einer Freundschaft“ 1975 veröffentlichte (auch in: Walter Benjamin: Gesammelte Schriften, Bd. V),

 

       -   die Erinnerungen von Benjamins Fluchthelferin Lisa Fittko „Mein Weg über die Pyrenäen“. (Das Benjamin-Kapitel erschien zuerst  Oktober 1982 in "Merkur", das Buch wurde 1985 veröffentlicht.)

 

     - Erinnerungen, die Carina Birman 1975 aufschrieb (The Narrov Foothold", 2006).

 

     - Ein Brief Grete Freunds vom 09.10.1940. Birman und Freund waren Frauen, mit denen Bejamin bei seinem Weg nach Portbou zusammentraf. Sie berichten von den letzten Stunden Benjamins. Ihre Aussagen sind in dem Sammelband von Erdmut Wizisla „Begegnungen mit Walter Benjamin“, 2015, enthalten.

 

     -  Am 03.10.1940 schrieb ein anonymer Verfasser in einem Brief auf, was die beiden Zeuginnen erlebt hatten und versichert ihre Glaubwürdigkeit (auch bei Wizisla),

 

     - einige amtliche und geschäftliche Dokumente, die mit Benjamins Tod in Portbou zusammenhängen, z. B. die Sterbeurkunde,

 

     - Erinnerungen von Einwohnern Portbous, die der Filmemacher David Mauas in seiner Dokumentation „Quién mató a Walter Benjamin?“ (2005) zusammentrug. Sie sind fragmentarisch, unterschiedlich und subjektiv.

 

Ich rekonstruiere die Geschehnisse vor allem aus den Berichten von Henny Gurland, Lisa Fittko, Carina Birman und Grete Freund, die die Ereignisse als Betroffene miterlebt haben. Trotz einiger Unterschiede stimmen ihre Erinnerungen in den Grundzügen überein.

 

Der Walter Benjamin Weg von Banyuls-sur-Mer nach Portbou. Quelle: deutschlandfunk.de/Brigitte Baetz
Der Walter Benjamin Weg von Banyuls-sur-Mer nach Portbou. Quelle: deutschlandfunk.de/Brigitte Baetz
Der Grenzstein auf dem Walter Benjamin Weg, der die Grenze zwischen Spanien und Frankreich markiert. Quelle: wikipedia.org/Bertrand Grondin
Der Grenzstein auf dem Walter Benjamin Weg, der die Grenze zwischen Spanien und Frankreich markiert. Quelle: wikipedia.org/Bertrand Grondin

Wahrscheinlich führte der Weg der Flüchtlinge durch diesen Tunnel über den Bahngleisen von Portbou, ehe sie in den Ort kamen. Dies lässt an den Tunnel des Benjamin-Memorials  von Dani Karavan denken (siehe weiter unten)

 

Benjamin überquert, von Henny (Meyer) Gurland und ihrem 17-jährigen Sohn begleitet, mit Hilfe der deutsch-jüdischen Widerstandskämpferin und Fluchthelferin Lisa Fittko am 25.9.1940 von Banyuls-sur-Mer aus die Alberes-Berge (über den Coll de Querroig), Richtung Portbou. Die Gurlands waren mit Benjamin aus Marseille gekommen. Die Fotografin Henny Gurland, die sich später in 3. Ehe mit dem Psychotherapeuten Erich Fromm verheiratete, emigrierte als „Halbjüdin“ und Mitarbeiterin der sozialdemokratischen Parteizeitung „Vorwärts“ 1933 aus Deutschland.

 

Lisa Fittko und ihr Mann sind selbst auf der Flucht, sie entschlossen sich aber diese aufzuschieben. Im Auftrag einer von dem amerikanischen Journalisten Varian Fry geleiteten Hilfsorganisation in Marseille nimmt Lisa ihren Aufenthalt in Banyuls-sur-Mer und betätigt sich als „Schleuserin“. Sie verhilft Flüchtlingen über die Berge nach Portbou zu kommen. Der Bürgermeister des Orts und Einwohner unterstützen sie dabei. Der Bürgermeister weist sie auf eine Route hin, die republikanische Soldaten auf ihrer Flucht genommen haben.

Lisa Fittko. Quelle (rechts): www.varianfry.org / fittko_photos

Henny Gurland. Quelle: www.m-arteyculturavisual.com / henny-gurland
Henny Gurland. Quelle: www.m-arteyculturavisual.com / henny-gurland

Die Gurlands und Benjamin sind die ersten, die sie auf dieser Route führt.

 

Die beschwerliche, ca. 15 km lange Überquerung ist für den herzkranken und gealterten Benjamin, der ein Aktentasche mit einem Manuskript mit sich schleppt, die er auf keinen Fall aufgeben will, eine Strapaze. Lisa Fitko sieht den 48-jährigen – wie sie in ihren Erinnerungen schreibt – als „einen alten Mann“. Nach Birman stand Benjamin „kurz vor einem Herzinfarkt“.

 

Am Ende des Weges trifft die Benjamin-Gruppe auf weitere Flüchtlingen, vier Frauen, mit denen sie gemeinsam weitergehen. Sie sind Benjamin wohl aus Paris und Marseille bekannt. Es waren dies die Rechtsanwältin Carina Birman (bis 1938 zuständig für Rechtsfragen in der Österreichischen Botschaft in Paris), ihre Freundin Sophie Lippmann, Birmans Schwester Dele sowie ihre Cousine Grete Freund (Mitarbeiterin der Pariser Exilzeitschrift „Das neue Tagebuch“).

 

In Port Bou angekommen, begibt sich die Gruppe auf die Polizeistation, wo man ihnen mitteilt, die spanische Regierung habe über Nacht die Transitvisa Staatenloser für ungültig erklärt. Nach anderer Angabe wurde das Fehlen französischer Ausreisegenehmigungen bemängelt. Unter Polizeibewachung werden die Flüchtlinge in eine einfache Fonda (Hostal de Francia) geführt, wo sie übernachten können. Benjamin erhält das Zimmer 4. Man sagt ihnen, sie würden am nächsten Tag nach Frankreich abgeschoben werden.

Das renovierte Gebäude des früheren Hostals "Francia" mit der Gedenktafel an Benjamin und die Rechnung des Betreibers über die Kosten des Aufenthalts und der Leichenversorgung. Die Daten in der Rechnung widersprechen sonstigen Angaben. Quelle der Rechnung: Iterland auf X, 26.09.2021.

Birman und Lippmann machen den Versuch, den Hotelier und über ihn den Polizeichef zu bestechen. Sie sollten im Falle der Aufhebung der Festnahme und der Genehmigung der Weiterreise Geld erhalten. Auch andere Rettungsversuche laufen ins Leere, so eine Postkarte, die Benjamin noch am 25.09. an das „Sekretariat des Instituts für Sozialforschung“ in Genf schreibt, Telefonate aus dem Hotel, auch mit der amerikanischen Botschaft in Barcelona.

 

Bei der Suche nach dem Hotelbesitzer hört Lippmann „ein lautes Rasseln“ aus einem Zimmer. Birman, die nachsieht, findet Benjamin in „desolater geistiger und körperlicher Verfassung“ vor. Er sagt, dass er auf keinen Fall zur Grenze zurückkehren oder das Hotel verlassen will. Auf den Hinweis, dass es keine Alternative gebe, entgegnet er, dass er eine wüsste. „Er deutete an, dass er ein paar sehr wirksame Giftpillen bei sich trüge.“ Von diesem offensichlich selbstmörderischen Plan ist Benjamin durch ihre Einwendungen nicht abzubringen. Birmann verlässt das Zimmer, als Gurland hereinkommt.

 

In ihrem Brief vom 11.10. 1940 bestätigt Gurland im Prinzip diese Darstellung. Sie schreibt, am Tag nach der Ankunft in Portbou sei sie morgens um sieben Uhr von Lippmann zu Benjamin gerufen worden. Dieser teilte ihr mit, dass er am Vorabend um zehn Uhr „große Mengen an Morphium genommen hätte.“ Sie solle versuchen, „die Sache als Krankheit darzustellen.“ Tatsächlich führte Benjamin schon in Marseille eine große Menge Morphium-Tabletten mit sich.

 

Auch Grete Freund bestätigt in ihrem Brief vom 09.10.1940 die Verzweiflung Benjamins, die vergeblichen Versuche ihn zu beruhigen und die Einnahme eines „Rauschmittels“.

 

Es ist eine kafkaeske Situation, in der sich Benjamin befindet (er hat sich in mehreren einfühlsamen Essays mit Kafka beschäftigt).

 

Dass Benjamin vorhatte, sein Leben zu beenden, entspricht dem an Adorno gerichteten Abschiedsbrief, den er vor seinem Tod Henny Gurland übergibt. Unter dem Stress der Umstände und aus Sicherheitsgründen verbrennt sie ihn und überbringt dem Adressaten in den USA dann die rekonstruierte Botschaft.

 

„Dans une situation sans issue, je n’ai d’autre choix que d’en finir. C’est dans un petit village dans les Pyrénées où personne ne me connaît ma vie va s’achever …“

(In dieser auswegslosen Situation habe ich keine andere Wahl, als sie zu beenden. Mein Leben wird ein Ende finden in einem kleinen Dorf in den Pyrenäen, wo mich niemand kennt.)  (Gesammelte Briefe, Bd.6)

Der von Henny Gurland rekonstruierte Abschiedsbrief Benjamins an Adorno. Quelle: mimeo.dubnow.de/ungeschriebene Briefe
Der von Henny Gurland rekonstruierte Abschiedsbrief Benjamins an Adorno. Quelle: mimeo.dubnow.de/ungeschriebene Briefe

Benjamin stirbt am Tag nach der Einnahme der Morphium-Tabletten, nach dem amtlichen Totenschein am 26.09. um 22 Uhr. Datum und Abendzeit werden so auch von Grete Freund angegeben.

 

Henny Gurland hatte einen Arzt gerufen, der ihn mehrfach behandelte, aber es ablehnte, Benjamin in ein Krankenhaus zu überführen, da er im Sterben liege.

 

Wohl auf Grund eines Empfehlungsschreibens an einen spanischen Abt, welches Benjamin bei sich führte (von Hannah Arendt bezeugt) und das man bei einer Untersuchung der Papiere bei ihm fand, wurde der Priester des Orts geholt. Er verabreichte dem im Koma liegenden oder schon Gestorbenem die letzte Ölung. Gurland und die anderen Begleiterinnen wussten natürlich, dass Benjamin Jude war. Sie schwiegen aber darüber, wohl um Komplikationen zu entgehen. Gurland schreibt, sie habe am Totenbett mit dem Curé „eine Stunde auf den Knien gebetet“, damit der Totenschein ausgestellt werde.

 

Die ärztlich festgestellte Todesursache wird als „Hemorragia cerebra“ (Gehirnblutung) angegeben. 

Benjamins amtliche Sterbeurkunde im Register von Portbou mit Angabe der Todesursache. Quelle: historia-viva.net - Walter-Benjamin-Weg
Benjamins amtliche Sterbeurkunde im Register von Portbou mit Angabe der Todesursache. Quelle: historia-viva.net - Walter-Benjamin-Weg

Es gibt eine Reihe von unklaren oder widersprüchlichen Umständen, die es manchen fraglich erscheinen lassen, Benjamin sei freiwillig aus dem Leben geschieden. Da spielt sicher eine Rolle, dass Suizid  nicht in das Bild einer Geistesgröße passt. Bei jüdischen Autoren kommt hinzu, dass Selbsttötung im Judentum scharf verurteilt wird, wobei aber bei mangelndem Vollbesitz der geistigen Kräfte Nachsicht geübt wird.

 

So haben sich um seinen Tod „Verschwörungstheorien“ gebildet, die ihren Anfang in Gerüchten unter den Einwohnern Portbous genommen haben: Agenten der Gestapo, Francos oder Stalin hätten ihn vergiftet.

 

Das sind Spekulationen. Sicher ist, Benjamin wollte angesichts der ihm aussichtslos erscheinenden Lage lieber sterben als weiterleben. Deswegen nahm er eine Überdosis Morphin ein. Woran er nun gestorben ist, an den Folgen der Überdosis, einer Gehirnblutung oder an einem Herzversagen, lässt sich nicht mehr feststellen. Festgehalten sollte aber werden: sein Tod ist nicht nur auf subjektive Umstände zurückzuführen, sondern vor allem auf die Situation, in die er geraten ist, die Verfolgung durch das NS-Regime, die Kollaboration des Vichy-System mit diesem und schließlich das Ausgeliefertsein an die Vertreter der Franco-Diktatur.

 

Benjamin wird am Nachmittag des 28. September 1940 im katholischen Ritus unter verkehrtem, weniger jüdisch klingenden  Namen („Benjamin Walter“) auf dem katholischen Teil des Friedhofs von Portbou beigesetzt, in der Nische mit der (heutigen) Nr. 563 - und unjüdisch - wohl in einem "mit Samt ausgeschlagenen" Metallkasten (féretro), wie bei mittellosen Verstorbenen üblich. Die Nische wurde ohne Namensangabe auf dem Verschluss zugemauert.

 

Neben den sechs Trägern begleiteten möglicherweise Mönche aus einem nahe gelegenen Kloster die Bahre zum Friedhof, wie der Bericht von Birman andeutet. 

 

Die Kosten für die kirchliche Bestattung (Miete der Nische, Ministranten, Messe) beliefen sich - nach einer Quittung des Ortspfarrers - auf 93 Peseten,  der Sarg, der Transport zum Friedhof und der Verschluss der Nische kosteten 313 Peseten. (Eine Pesete hatte damals den Kaufwert von ca. einem Euro.) Hotelrechnung, Bestattungs- und Arzikosten unterschritten meiner Berechnung nach bei weitem den Geldbetrag, den Benjamin hinterließ (500 Franken und 70 Dollar). Das in der Aktentasche Benjamins befindliche Geld wurde vom Richter vereinnahmt und zumindest die Sargrechnung ist an ihn ("juzgado")  adressiert. Nach der Angabe der Zeugin Grete Freund wurden die Kosten, die Benjamin verursacht hatte, aus dieser Summe bestritten. Im Widerspruch (?) dazu soll Gurland die Nischenmiete bezahlt haben.

 

Mein Eindruck ist, dass die Behörden eine "Armenbestattung"  (sepelio de beneficencia) angeordnet haben - oder die billigste Art der Bestattung - wohl in Unsicherheit über die endgültige Kostendeckung.

Der Friedhof von Portbou, auf dem Benjamin bestattet wurde. Oben links die Rechnung über die Sarganfertigung und den Transport zum Friedhof. Quelle der Rechnung: Iterland auf X, 26.09.2021

Eigentlich hätte Benjamin als Jude auf dem „zivilen“ Teil des Friedhofes beigesetzt werden müssen, wo Nichtkatholiken und auch „Selbstmörder“ hingehörten. Man mag es „würdig“ finden, dass er eine christliche Bestattung fand und nicht sang- und klanglos in einer Gruft verschwand, aber ein Zeichen für eine unduldsame Welt ist es doch.

 

Die Gurlands und die anderen Fluchtbegleiterinnen waren bei der Beisetzung nicht mehr anwesend. So wurde Benjamin als Fremder unter Fremden beigesetzt. Dem Unbekannten, nahezu Anonymen, Unerwünschten, später „als meist zitierten Theoretiker der Kulturwissenschaften“ Bezeichneten (Wikipedia), wurde am Ort seines letzten irdischen Aufenthalts kein würdigender Nachruf zuteil. Nicht nur das jüdische Begräbnisritual und das für ein jüdisches Begräbnis unerlässliche Gedenken (Hesped) wurde Benjamin vorenthalten, auch die für jüdische Verstorbene übliche Setzung eines Grabsteins mit seinem Namen und dem Segenswunsch „Seine Seele sei einbunden in den Bund des Lebens“. Es gehört zur jüdischen Tradition, ein solches Erinnerungsmal für den Toten zu errichten und für ihn einen bleibenden Ort seiner Bewahrung - bis der Messias ihn beim Namen aus dem Grab ruft - zu schaffen.

 

Aber – wie so oft in seinem Leben – fand Benjamin auch als Toter keinen bleibenden Aufenthalt.  Nach Ablauf der Mietzeit wurden die Überreste 1945 in ein heute nicht mehr identifizierbares Sammelgrab (Ossuarium) auf den Friedhof der Gemeinde verbracht. Auch dies ist ganz gegen jüdische Tradition.

 

Die materielle Hinterlassenschaft des Verstorbenen bestand aus der schwarzen Aktentasche mit dem unbekannten Manuskript, dem Geld und wenigen persönlichen Gegenständen (goldene Taschenuhr, Pfeife, Brillen, Dokumente, Briefe, Zeitungen). Die Gegenstände wurden vom örtlichen Richter einbehalten. Nichts davon ist mehr aufgetaucht. Was das Benjamin so wichtige Manuskript enthielt, darüber gibt es nur Spekulationen.

 

Möglicherweise war es der Tod Benjamins, der bewirkt, dass die Gruppe weiterreisen kann, vielleicht auch die Bestechung oder eine plötzliche Aufhebung des angeblichen Transitverbots der Regierung. Nach ihnen ist weiteren dieser Fluchtweg geglückt, so Hannah Arendt, die auf der Durchreise – sie findet dann in Amerika eine neue Heimat – die Tumba Walter Benjamins vergeblich sucht.

 

Es dauert, bis sich der Tod Benjamins bei den Freunden herumgesprochen hat. Bert Brecht verarbeitet in seinem kalifornischen Exil, als ihn die Nachricht vom Tode seines Freundes erreicht, in drei Gedichten den Verlust. Das früheste beginnt so:

 

 

Zum Freitod des Flüchtlings W. B.

 

Ich höre, dass du die Hand gegen dich erhoben hast.

 

Dem Schlächter zuvorkommend.

 

Acht Jahre verbannt, den Aufstieg des Feindes beobachtend

 

Zuletzt an eine unüberschreitbare Grenze getrieben

 

Hast du, heißt es, eine überschreitbare überschritten …

 

 

Auch Hans Mayer am „Institut für Sozialforschung“ in Genf und Adorno in New York veröffentlichen einen Nachruf – und das antisemitische Hetzblatt „Der Stürmer“. Dieses meldet am 16.01.1941 hämisch, dass sich „der Jude Professor Walter Benjamin“ an der französischen Grenze vergiftet habe. (In der Online-FAZ am 26.09.2020 mitgeteilt.)

 

Gescheitert – und doch aufgenommen in das Gedächtnis Gottes und der Menschen

 

Benjamin mag in praktischen Lebensdingen nicht immer „geschickt“ gewesen sein – seine Mutter sagte ihm, wenn er etwas zerbrochen hatte: „Ungeschickt lässt grüßen“ („Berliner Kindheit…Das bucklichte Männlein“).

 

Tatsächlich überschatten Missgeschicke das Leben Benjamins. Aber das lag nicht nur an ihm, sondern an den schwierigen und „finsteren Zeiten“, in denen er lebte. Menschen wie er hatten durch die geschichtlichen Umstände das „Nachsehen“ und wurden vor „Katastrophen“ gestellt. Sie hatten  wenig Chancen, zur Entfaltung und zu einem ganzen Leben zu kommen. Benjamin hat diese Zeiten als ein „Gerechter“ (Paul Mayer), schreibend und denkend, exemplarisch durchlebt und dokumentiert. Benjamin plädiert für eine Geschichtsschreibung die den katastrophalen Verlauf der Geschichte wahrnimmt, nicht im „Triumphzug“ der Sieger mitzumarschiert, sondern der „namenlosen“ Unterdrückten gedenkt. Nur so kann „ der Funke der Hoffnung“ angefacht werden, der in der Geschichte schlummert. („Über den Begriff der Geschichte“)

 

Es sollte wohl so sein, dass sich genau dies an ihm selbst, in der „Rekonstruktion“ seiner Lebensgeschichte bewahrheitet. Benjamin „starb ins Vergessen und verschwand im Grab der Geschichte“. (Roland Faber) Aber es waren gerade seine „Mißgeschicke“, seine „Katastrophen“ und schließlich sein „Scheitern“ in Portbou, die zu der späteren Entdeckung seiner Bedeutung führten. Es wirkt schon paradox, dass er erst sterben musste, um „Erfüllung“ zu finden – mit seinen Worten  - in das „Gedächtnis Gottes“, aber auch in das der Menschen, einzugehen. Gedenken  verbindet in der rabbinischen Tradition mit dem Göttlichen.

 

Vielleicht war die bei der Bestattung von dem Priester ausgesprochene Hoffnung auf die Auferstehung des Toten doch nicht so unpassend – denn was ist „aufgenommen in das Gedächtnis Gottes“ anderes als ein Ausdruck für Auferstehung oder die Hoffnung auf sie. Menschen mögen die vielen namenlosen Opfer der Geschichte vergessen haben, aber Gott vergisst sie nicht und wird sie wieder mit ihrem „Namen“ in eine neues Leben rufen, wie auch immer das aussieht – so jüdischer und christlicher Glaube. Versinken in der Namenlosigkeit und Vergessenheit ist nicht das Ende.

 

Gedenktafel vor dem Friedhof von Port Bou
Gedenktafel vor dem Friedhof von Port Bou

…und seiner wird gedacht

 

Benjamin wurde Denker, Chronist und Opfer der europäischen Katastrophe des Faschismus.  Auch wenn sein Werk ein Torso ist, so sind in diesem „Scherbenhaufen“ („Das bucklichte Männlein“) kostbare Funde mit hellsichtigen  Einsichten zu machen. Sein Leben und Werk verdient Erinnerung und Beachtung.

 

In Portbou ist es möglich, sich über ihn zu informieren und seiner zu gedenken. Im Ort gibt es einen Spaziergang, der zu den Stätten seiner letzten Stunden und zu seinem Bestattungsort führt. Schrifttafeln (leider nicht in Deutsch) leiten den Besucher, über ein kleines provisorisches Museum  (Casa Herrero/Centre Civic – ein größeres Benjamin-Zentrum ist geplant) mit Bildern und Dokumenten, zum Friedhof. Davor – inmitten einer spektakulären Naturkulisse -  ist der eindrucksvolle und begehbare  Mahnmalkomplex  „Passagen“ des israelischen Künstlers Dani Karavan zu finden.  Er wurde mit deutscher Finanzhilfe errichtet – sie kam nur mühsam zustande -  und 1994 zum 50. Todestag Benjamins mit prominenter Beteiligung, auch deutscher, eingeweiht. Das Mahnmal vergegenwärtigt das Schicksal Benjamins - vor allem seinen Fluchtweg- und das vieler „Namenloser“. Am Ende des zum bewegten Meer führenden engen Treppenschachts hält eine Glaswand den möglichen Absturz ab.

 

Auf ihr ist ein Bejamin-Zitat eingraviert:

 

„Schwerer ist es, das Gedächtnis der Namenlosen zu ehren als das der Berühmten. Dem Gedächtnis der Namenlosen ist die historische Konstruktion geweiht.“ (Gesammelte Schriften, Bd.1, Teil 3, S.1241)

So ist Benjamin doch noch zu seinem „Eingedenken“ gekommen. Auch ein Grabstein findet sich im Inneren des Friedhofs, wenn auch nicht am Ort seiner Erst-Bestattung, obwohl es möglich ist, dass seine Überreste darunter liegen. Die Gedenkanlage wurde über einem der zwei Sammelgräber errichtet, in die die Gebeine Benjamins und anderer "Namenloser" kamen.

 

Jeden 26. September wandern Benjamin-Freunde den Fluchtweg von Banyuls nach Portbou nach, den Chemin Walter Benjamin.

 

Meine Frau und ich fuhren am diesjährigen Todestag Benjamins – 84 Jahre nach seinem Ende – nach Portbou, sind dem Benjamin-Rundgang durch den Ort gefolgt und haben seiner gedacht. Die strapaziöse Wanderung über den Walter-Benjamin-Trail können wir nicht mehr auf uns nehmen.

 

Berührt hat mich die Begegnung mit einem jungen Mann, wohl aus Japan, der uns auf dem Weg zum Friedhof überholte – mit einem Blumengebinde in der Hand. Nach meinem Gang durch die Begräbnisstätte, sah ich ihn mit ratloser Miene auf einer Bank vor dem Friedhofsmauern sitzen – die Blumen immer noch in der Hand. Offensichtlich hatte er das Grab Bejamins gesucht, aber nichts gefunden. Spanisch verstand er nicht. Ich erklärte ihm auf Englisch, dass die Grabnische, in der Benjamin beigesetzt wurde, nicht mehr unter seinem Namen existiere, aber wenn er die Treppen hinaufginge, würde  er eine Gedenkstätte finden, wo er seine Blumen niederlegen könne. Dies tat er dann auch – unpassend für jüdisches Gedenken, bei dem man Steine auf einen Grabstein legt, aber berührend.

 

„Der Mensch teilt sein eignes geistiges Wesen in seiner Sprache mit.“ (Benjamin, Über Sprache …) Hier war es die Sprache der Blumen.

Einer der "Freundschafts- und Versöhnungsbäume" in Portbou in der Nähe des früheren  Hostals "Francia"
Einer der "Freundschafts- und Versöhnungsbäume" in Portbou in der Nähe des früheren Hostals "Francia"

Literatur:

 

Informationen, Prospekt und Hilfen erhält man im örtlichen Tourismus-Büro.

 

Bücher: Walter Benjamin, Illuminationen, Ausgewählte Schriften 1,  suhrkamp taschenbuch 345, Frankfurt/M., 1980; Walter Benjamin, Werke und Nachlass, Kritische Gesamtausgabe, Suhrkamp, ab 2008; Walter Benjamin, Über Sprache überhaupt und über die Sprache des Menschen, Reclams Universal-Bibliothek Nr. 19607 (auch als E-book und Online verfügbar); Hanna Arendt, Menschen in finsteren Zeiten, Piper, München 1989; Momme Brodersen, Walter Benjamin, Suhrkamp BasisBiographie 4, 2005; Lisa Fittko, Mein Weg über die Pyrenäen. Erinnerungen 1940-41, Hanser, München/Wien 1985 (auch dtv); Josep Mayà Maset, El Adiós de Benjamin en Portbou, Lavanguardia 26.06.2015 (auch Online); Ingrid und Konrad Scheuermann (Hrsg.): Dani Karavan, Hommage an Walter Benjamin. Der Gedenkort „Passagen“ in Portbou, Verlag Philipp von Zabern, Mainz 1995; Gershom Sholem, Walter Benjamin-die Geschichte einer Freundschaft, Bibliothek Suhrkamp, 1975; Uwe Wittstock, Marseille 1940. Die große Flucht der Literatur, Verlag C.H. Beck, München 2024; Erdmut Witizla (Hg.), Begegnungen mit Benjamin, Lehmstedt Verlag, Leipzig 2015.

 

Internet: www.portbou.cat – Walter Benjamin (Ajuntament de Portbou); www.walter-benjamin.org (Internationale W. B. Gesellschaft); www.exil-archiv.de /biographien/benjamin); www.adk.de/de/archiv/archivabteilungen/walter-benjamin-archiv/index.htm /www.walter-benjamin.online/inhalt/archiv (Walter Benjamin Archiv); www.deutschlandfunkkultur.de/eine-lange-nacht-ueber-walter-benjamin-der-sprachmagier-100.htm; Roland Faber: Messianische Zeit. Zu Walter Benjamins „mystischer Geschichtsauffassung“ in zeittheologischer Perspektive, Münchener Theologische Zeitschrift, mthz.ub.uni-muenchen.de<article<download; Klaus-Gunther Wesseling: Walter Benjamin Eine Bibliographie-download (mit einem biographischen, werkskundlichen und wirkungsgeschichtlichem Abriss), e-bookshelf.de; Walter Benjamin, Wikipedia.

 

Video: Who killed Walter Benjamin? Quién mató a Walter Benjamin? (Dokumentation des Filmemachers David Mauas, 2005) Hier Fassung bei Youtube ohne Werbung.

 

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